" . . .du bist doch der Bundeskanzler"

So begrüßte ein Kindergartenkind Manfred Gesierich - Bürgermeister 100 Tage im Amt
 

Von Toni Brandl

Reischach. Telefonat mit Manfred Gesierich: "Herzlichen Glückwunsch!" - "Dankeschön, aber wofür eigentlich?" - "Heute sind es 100 Tage, dass Sie im Amt des 1. Bürgermeisters von Reischach sind." - "Ehrlich ? Das war mir gar nicht bewusst."

Zeit zum Nachdenken über so symbolträchtige Tage wie vergangenen Donnerstag bleibt dem Chef im Gemeindehaus nicht. Die Pflichten haben ihn voll in Beschlag genommen, der Terminkalender ist rappelvoll, ständig klingelt das Telefon, klopft es an der Tür. "Es ist eine neue Erfahrung, wie arbeitsintensiv diese Tätigkeit ist", sagt der ehrenamtliche Bürgermeister. Um hinzuzufügen: ". . . aber wenn man die Sache gern macht, dann macht man sie mit Freude."
Und: Seine Bemühungen würden auch schon erste Früchte tragen. So habe er in zähen Verhandlungen dem Wasserwirtschaftsamt die Zustimmung zum Tiefbrunnen- Bauvorhaben eines Landwirts abgerungen. Die Behörde hatte vorher kategorisch nein gesagt und den Anschluss ans öffentliche Netz gefordert. Ferner sei es ihm gelungen, lange schwelende Nachbarschafts- Streitigkeiten beizulegen - es ging um den Verlauf einer Straße. Ein weiterer Erfolg, den er für sich beansprucht: Als es bei einer Gewässersanierung darum ging, die Anlieger an den Kosten zu beteiligen, sei unter seiner Gesprächsleitung in einer Stunde eine Lösung gefunden worden. Er habe einfach Verhandlungsgeschick, bleibe ruhig und höflich, aber hart in der Sache.
Von anderer Seite kommt weiteres Lob: Maria Bobenstetter, unterlegene Gegenkandidatin vom 3. März, schätzt an Gesierich, dass er im Umgang mit den Räten kommunikativ sei und den Problemen der Menschen Gehör schenke. Und Amtsvorgänger Fritz Ertl lobt: "Er macht seinen Job gewissenhaft und kniet sich ganz schön rein."
Das ist auch nötig. Eine ganze Reihe harter Nüsse will geknackt werden: Die Probleme bei der Wasserversorgung und mit der Abwasserbeseitigung von Arbing, der Grundstückskauf für die Friedhofserweiterung, die Bürgersteige in der Peracher- und Arbingerstraße - all das bei immer knapper werdenden Gemeindefinanzen. Dazu kommen Ereignisse wie die starken Regenfälle im Mai, bei denen Straßenschäden in Höhe von rund 24 000 Euro entstanden.
Doch das Amt habe auch seine schönen, heiteren Seiten: Die Menschen würden offen auf ihn zugehen, er sei freundlich im neuen Amt aufgenommen worden. Und manchmal auch etwas überschätzt. Beim Antrittsbesuch im Kindergarten fragte er die Kinder, ob sie denn wüßten, wer er sei. Antwort eines Dreikäsehochs: "Klar, Du bist doch der Bundeskanzler . . . !

(PNP vom 10.8.2002)