Kandidaten stimmen in vielen Fragen überein
Großer Andrang bei ANA-Diskussion in Reischach: 300 Besucher hören Maria
Bobenstetter (CSU) und Manfred Gesierich (FW) zu
Von
Oliver Wagenknecht
Reischach. "Die Wahlprogramme kann man im Grunde austauschen." Bürgermeister-Bewerber
Manfred Gesierich brachte es bei der vom ANA organisierten Podiumsdiskussion auf
den Punkt: Sowohl er als auch seine Gegenkandidatin Maria Bobenstetter sind sich
weitgehend einig, was die Fragen der Zukunft in der Gemeinde Reischach betrifft.
Das Interesse der Bürger war auch bei der sechsten und letzten
Diskussionsveranstaltung des Anzeigers riesig: Der Saal des Gasthofs Oberwallner
war am Freitagabend mit etwa 300 Besuchern übervoll. Schon eine halbe Stunde
vor Beginn begannen die Plätze knapp zu werden, die letzten Gäste konnten sich
gerade noch einige Stühle organisieren, um nicht stehen zu müssen.
Maria Bobenstetter (CSU/Unabhängige) und Manfred Gesierich (Freie Wähler)
diskutierten unter der Moderation von ANA- Kreisredakteur Erwin Schwarz in einer
jederzeit sehr sachlichen Atmosphäre.
THEMA VERKEHR: Dass Reischach vom Durchgangsverkehr auf der B 588 entlastet
werden muss, darüber waren sich beide Kandidaten einig. Unterschiedliche
Ansichten vertraten sie über das Wie: Während sich Bobenstetter für eine großräumige
Ortsumfahrung im Westen oder Osten aussprach, favorisierte Gesierich eine
Untertunnelung oder Einhausung. Auch wenn es nach den Worten Bobenstetters
"eine sehr schnelle Lösung sicherlich nicht geben" wird, versprach
sie, in dieser Sache beim Landratsamt vorstellig zu werden. Gesierich forderte,
dass Landtags- oder Bundestagsabgeordnete aus der Region hier Druck machen
sollten. Und es müssten seiner Meinung nach endlich konkrete Pläne gemacht
werden, "um bauen zu können, wenn Geld da ist".
In der Frage nach neuen Gehwegen in Reischach stimmten Bobenstetter und
Gesierich voll überein, dass an zwei Stellen etwas getan werden müsse: So
favorisierten beide einen Bürgersteig Richtung Perach auf der linken Straßenseite.
Auch Richtung Arbing wollen die Kandidaten einen Gehweg realisieren, wozu
freilich Grund von den Anwohnern erworben werden muss.
Auf Zustimmung stieß sowohl bei Gesierich als auch Bobenstetter der Vorschlag
von Kirchenpfleger Ludwig Demmelhuber, dass die Gemeinde einen
Geschwindigkeits-Anzeiger anschaffen soll - um Autofahrer zu erziehen, im Ort
den Fuß vom Gas zu nehmen.
THEMA GEWERBEGEBIET: Links von der Eggenfeldener Straße sehen beide Kandidaten
einen geeigneten Platz. Die Schaffung von Gewerbeflächen bezeichnete
Bobenstetter als "vordringlich, um am Ort Arbeitsplätze für Einheimische
zu schaffen". Gesierich sprach sich für eine rasche Aufnahme von
Grunderwerbs-Verhandlungen aus. Ferner solle ein Finanzierungsplan für die
Erschließung aufgestellt werden. Ihm schwebt die Ansiedlung von kleinen und
mittleren Betrieben vor. Reischach müsse konkurrenzfähig sein zu Gewerbeflächen
in Orten wie Winhöring, Teising oder Marktl, forderte Gesierich.
THEMA BAUGEBIETE: Beide Kandidaten wollen sich nach eigener Aussage für neue
Bauflächen einsetzen und dabei besonders einheimische Familien zum Zuge kommen
lassen. Bobenstetter und Gesierich verwiesen darauf, dass es bereits Bebauungspläne
für den Bereich links und rechts der Petzlberger Straße gebe; hier müsse die
Gemeinde allerdings zunächst den Grund erwerben. Ein weiteres Neubaugebiet könnte
sich Gesierich in der Verlängerung der Florianstraße Richtung Arbing
vorstellen, Bobenstetter an der Nordendstraße.
THEMA SPORTANLAGEN: Einen neuen Rasen-Sportplatz kann die Gemeinde aus eigenen
Mitteln heuer nicht finanzieren. Darin stimmten beide Bewerber ebenso überein
wie in dem Punkt, dass eine Sanierung der Sportanlagen überfällig ist. Die
Realisierung des Sportplatz-Baus über Darlehen und Zuschüsse des BLSV sowie
mit dem TSV Reischach als Bauherr hielten beide Kandidaten für eine Variante,
die geprüft werden sollte. Bobenstetter bezeichnete darüber hinaus einen
kleineren Trainingsplatz als ihren Wunsch. Gesierich erinnerte ferner an den
schlechten Zustand von 100- Meter-Bahn und Weitsprunganlage. Der Hartplatz müsse
repariert werden und brauche einen neuen Belag, sagte er.
THEMA FRIEDHOF: Eine der ersten Aufgaben eines neuen Bürgermeisters wird sein,
die eingeschlafenen Grunderwerbs-Verhandlungen zur Erweiterung des Friedhofs
nach Süden wieder aufzunehmen - darin waren sich beide Kandidaten einig.
Bisherige Gespräche waren an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert:
Laut Gesierich hatten die Grundstücksbesitzer das Vierfache des in Reischach üblichen
Preises verlangt. Die Alternative wäre der Bau eines zweiten Friedhofs, machten
Gesierich und Bobenstetter deutlich. Letztere vertrat die Ansicht, dass dies die
Gemeinde unterm Strich teurer kommen würde.
THEMA SCHULEN: Beide Kandidaten hielten es für einen gangbaren Weg, bei Bedarf
Klassen der Reischacher Hauptschule nach Arbing auszulagern - auch damit das
dortige Grundschulhaus nicht auf Dauer leersteht. Gesierich bezeichnete es als
seinen Traum, die M-Klasse an der Hauptschule nicht nur zu erhalten, sondern
mittelfristig einen kompletten M-Zug in Reischach einzurichten.
THEMA ARBINGER WASSER: "Die Hausleitungen müssen wir dringend
sanieren", forderte Bobenstetter. Kontrahent Gesierich stimmte zu - verwies
aber gleichzeitig darauf, dass die Gemeinde nichts machen dürfe, solange nicht
der Haftpflicht-Schaden von der Versicherung anerkannt sei. Weil in der
Auseinandersetzung derzeit einem Gutachten der Versicherung ein eigenes
Gutachten der Gemeinde entgegensteht, "wird es ein ganz, ganz langer Weg
werden", glaubt Gesierich. Er äußerte die Hoffnung, dass das Problem
"in den nächsten sechs Jahren" gelöst werden könne.
In der Fragerunde der Bürger ging es unter anderem ums Thema Internet: Beide
Kandidaten stimmten überein, dass die Gemeinde dringend eine Homepage brauche.
Kritik übte Chris Maier an den Plakaten für den Jugend-Frühschoppen der CSU,
auf denen von "Brotzeit und Bier" die Rede war. Bobenstetter räumte
ein, dass diese Formulierung "vielleicht gedankenlos" gewesen sei. Natürlich
wolle die CSU keine Jugendlichen zum Alkohol verführen, stellte sie klar. Aber,
so Bobenstetter, "wer 18 ist, kann sowieso trinken, was er will".